Ein Blog aus Hamburg über Hamburg. Eine humorvolle Betrachtung des alltäglichen Treibens. Es geht um die Menschen und die Ereignisse in der Hansestadt. Die komischen Menschen und die komischen Ereignisse. Kleine Ereignisse in der großen Stadt. Leise Töne in einer lauten Umgebung. Amüsant, unterhaltend, manchmal wirr. Eben 'Tüdelkram from Hamburg'.



31. März 2014

Hamburg schnackt! Teil 9: Udl

Keine Sorge, ich habe beim Tippen des Titels keinen epileptischen Anfall erlitten. Bin auch nicht mittendrin eingeschlafen, oder so was. Wir reden heute tatsächlich über den Udl.
Um sowohl die Spannung als auch Euer Interesse zu steigern und weil ich denke, dass die meisten von Euch diesen Begriff nicht kennen, beginne ich diesen Beitrag mal mit einem kleinen Jauch-Gedenk-Ratespiel:

Wer oder was ist ein Udl?
A - Alter Kosename eines bekannten Gebäudes in Hamburg
B - Norddeutscher Kosename für ein bekanntes Fortbewegungsmittel
C - Alter Spottname für eine bestimmte Berufsgruppe in Hamburg
D - Was zu essen

Der Telefonjoker ist erlaubt, der "50:50 Joker" jedoch aus technischen Gründen nicht verfügbar.
Und die Auflösung folgt sofort...

Die korrekte Antwort lautet: C - Alter Spottname für eine Berufsgruppe in Hamburg!
Glückwunsch an alle, die es wussten oder richtig geraten haben. Gewonnen habt Ihr das tolle Gefühl der Allwissenheit. Genießt es, bald schon ist es wieder verflogen.
All diejenigen, die auf "D" getippt hatten, dürfen sich jetzt als Trostpreis eine Yogurette aus dem Kühlschrank holen.
Und für alle anderen folgt nun die genauere Erklärung.

Zum zweiten Mal in dieser kleinen Hamburg-Serie geht es um die Polizei. Der Begriff "Udl" bezeichnete nämlich bis ins 20. Jahrhundert hinein einen Polizeibeamten in Hamburg.
Natürlich war das keine offizielle Dienstbezeichnung, sondern vielmehr eine Namensgebung spöttischer Natur.

Quasi zum Verhängnis wurde den hanseatischen Beamten dabei die Auflösung der sogenannten "Nachtwache" im Jahre 1876, denn fortan mussten sie diese Aufgabe mit übernehmen.
Was das bedeutete, erklärt sich anhand des Begriffes wohl von selbst. Vereinfacht ausgedrückt mussten die Polizisten von nun an auch nachts auf Streife gehen.
Ok, das alleine machte sie noch nicht zu einem Udl. Was aber nun zum Tragen kam, war der bereits vorhandene Spitzname der ehemaligen Nachtwächter. Dieser lautete "Uhlen" und stammte, wie so oft, aus dem Plattdeutschen, wo er nichts anderes als "Eulen" bedeutete. 
Nacht, wach, Eulen, Wächter…alles in allem wenig überraschend diese Bezeichnung. Und der Weg zum Udl war nun auch nicht mehr weit

Quelle: fotocommunity.de

Machen wir es kurz: die neuerdings nachtaktiven Polizeibeamten erbten einfach den alten "Uhlen-Titel", der sich dann auch rasch pauschal auf alle Polizisten der Stadt übertrug. Egal, ob diese nun tagsüber oder nachts ihren Dienst taten. Verhält sich ähnlich wie mit der zeitlosen Grußformel "Moin". Man könnte fast meinen, der Hamburger an sich mag es gerne einfach und unkompliziert. Das wäre zumindest auch eine Erklärung dafür, warum nur wenige Hanseaten den Elbtunnel oder die Elbphilharmonie mögen.
Aber ich schweife ab.
 
Wo war ich? Ach ja, alle Wachtmeister der Stadt hießen also nun "Uhlen" und wurden mit "Moin" gegrüßt.
Ja Mensch, das war´s ja dann auch schon fast. Es fehlt lediglich noch der Hinweis darauf, dass der Begriff "Uhlen" beziehungsweise "Uhle" im Laufe der Zeit aus rein praktischen Gründen in Udl (oder auch Udel) umgewandelt wurde.
Es ist mir dabei zwar ein Rätsel, wem genau Uhle noch zu kompliziert war, beziehungsweise wer genau entschieden hatte, dass Udl viel einfacher ist, aber sei´s drum. So steht´s nun mal geschrieben.
 
An dieser Stelle ist man dazu geneigt, sich der zweiten und viel weniger witzigen Variante der Namenserklärung hinzugeben. Diese besagt, dass es sich bei "Udl" lediglich um die Abkürzung für "Uniformierter Dienstleistender" handelt.
Tja, na ja. Wie gesagt, erheblich unlustiger.
 
Zum Schluss noch ein kleines Anekdötchen zu diesem Thema:
insbesondere bei den jüngeren Lausbuben und Straßenjungen der Hansestadt war seinerzeit der Warnruf "Udeludeludel" sehr geläufig. Jedes Mal, wenn Streifenpolizisten im Anmarsch waren, wurde mit diesem Signal vor selbigen gewarnt.
Man könnte fast meinen, der Hamburger an sich hat von Haus aus ein schlechtes Gewissen. Das wäre zumindest auch eine Erklärung dafür, warum einige wenige Hanseaten den Elbtunnel oder die Elbphilharmonie schön reden.
Aber ich schweife schon wieder ab.
 
Den historischen "Udeludeludel" Ruf hört man bisweilen übrigens auch heute noch. Meist auf der Reeperbahn oder in der Nähe anderer Einrichtungen mit Alkoholausschank.
Ich möchte jedoch dringend darauf hinweisen, dass es sich dabei nur selten um die gutgemeinte Warnung vor herannahenden Staatsbediensteten handelt, sondern dies vielmehr ein Anzeichen für erhöhten Alkoholkonsum oder sogar einen Herzinfarkt des Rufenden ist.
Ich empfehle im Fall des Falles sicherheitshalber einfach noch mal nachzufragen, ehe man Hals über Kopf die Flucht ergreift.



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